
Bericht Gießener Open
Beim diesjährigen Gießener Open (19.-21.07.) war nicht nur der SK Niederbrechen, sondern der Bezirk 9 insgesamt zahlreich vertreten. Neben Madeleine, Karim, Jonas und David (passives Mitglied) waren auch drei Limburger und zwei Diezer Vertreter bei dem durchaus stark besetzten Turnier (1*GM, 3*FM, 2*CM) am Start.
Erster Turniertag: Spannende Partien und harte Kämpfe
Los ging es am Freitagabend mit der ersten Runde um 18.30, bei der unser Verein gleich mit zwei der längsten Partien der ersten Runde auf seine Unnachgiebigkeit am Brett aufmerksam machte: Karim spielte die längste Partie der ersten Runde und musste sich erst gegen kurz vor 12 seiner Gegnerin geschlagen geben. Leider hatte er nach hervorragender Eröffnung (mit Schwarz) einen deutlichen Vorteil im Mittelspiel verspielt und kam in Nachteil, wehrte sich jedoch tapfer, leider ohne Belohnung. Jonas spielte seine Partie der „dreißig vergebenen Chancen“ und schaffte es (drittletzte Partie) um halb 12 dennoch, seinen Gegner nach 99 gespielten Zügen endlich zur Kapitulation zu bewegen. Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht? Madeleine verlor leider ihre erste Partie, David holte ein Remis.
Nach diesen langen Kämpfen waren wir alle dankbar, endlich in unserem Marburger Quartier (Jonas Wohnung + Jonas Studentenverbindung) angekommen zu sein. Ausgelaugt von den Strapazen des Tages erwartete uns nun eine von Madeleine vorbereitete Gemüsesuppe, mit deren Hilfe wir unseren Akku wieder etwas laden konnten. Natürlich wurde parallel auch schon die eine oder andere Partie analysiert, aber wir waren alle froh, nun doch gegen viertel nach Eins endlich zu Bett zu können, erwartete uns doch am nächsten Tag eine Doppelrunde.
Zweiter Turniertag: Erfolge und Rückschläge
Nach dem Frühstück bei Jonas ging man nun einigermaßen gestärkt in die zweite Runde.
Jonas Kampfeswille vom Vortag wurde umgehend belohnt, durfte er doch gegen die Nummer 1 der Setzliste GM Hagen Pötsch (DWZ 2445) ran. Der GM wählte zu aller Erstaunen eine Variante der schottischen Partie, bei der direkt zwei Leichtfiguren-Paare samt Damen umgehend vom Brett verschwanden und Weiß nur ein leicht besseres Endspiel erhielt. Jonas behielt bei diesem vereinfachten Endspiel jedoch die Übersicht und verteidigte sich sauber, sodass der GM ein fragwürdiges Bauernopfer eingehen musste, um noch überhaupt irgendwelche Gewinnchancen zu erzeugen. Dies ging aber eher sogar nach hinten los, Jonas verteidigte weiterhin gut und kam in Vorteil, ließ sich aber auf eine dreifache Zugwiederholung ein, um in seiner ersten Partie gegen einen Großmeister den halben Punkt zu sichern. Karim verlor, David gewann, Madeleine holte ein Remis gegen einen etwas favorisierten Gegner.
Runde drei katapultierte David mit seinem Sieg weit nach vorne, der nun mit 2,5/3 eine hervorragende Ausgangssituation für ein erfolgreiches Turnier hatte. Auch Karim konnte sich endlich mit einem Punkt belohnen. Madeleine und Jonas waren wohl von dem langen Abend zuvor und den Anstrengungen der ersten Runde gegen deutlich stärkere Gegner zu sehr geschwächt und mussten sich leider ihren Gegnern jeweils geschlagen geben. Bei vollen Kräften hätte das jeweils anders ausgehen können…
Immerhin kamen wir am Samstag nun doch zu einer etwas früheren Uhrzeit in unserem Marburger Quartier an, erfreuten uns erneut der leckeren Gemüsesuppe und analysierten noch mit Jonas Nachbarn (Schachspieler bei SK Marburg) die eine oder andere Partie. Ein gelungener Ausklang eines anstrengenden Tages.
Dritter Turniertag: Spannende Duelle und ein versöhnlicher Abschluss
Am Sonntag, dem letzten Turniertag, standen die Runden vier und fünf an. In Runde 4 sollte die wichtigste Partie des Turniers gespielt werden, kam es doch zu einem Bezirks-internen Duell zwischen dem Limburger Luis Metzner und Madeleine. Madeleine kam gut aus der Eröffnung heraus und konnte einen Bauern gewinnen, musste dafür dem Gegner jedoch die einzig offene Linie überlassen, die dieser zur Infiltration mit seinen Schwerfiguren nutzen konnte. Madeleine klammerte sich in der Folge zu sehr an den Bauern und geriet in Nachteil, der ihr nun nicht nur einen Bauern, sondern fast die Partie kostete. In Verlustgefahr konnte sich anscheinend aber an zuvor genommene Lehrstunden bei den Fuddel-Experten des Vereins erinnern, fuddelte sich in ein Dauerschach und bewahrte den SK Niederbrechen somit knapp vor einer Katastrophe. Karim verlor leider, David einigte sich mit WGM Bruna Geske auf ein schnelles Remis, Jonas spielte seinen Gegner sehenswert an die Wand und nagelte dessen gesamtes Figurenarsenal auf den Reihen 1 und 2 fest, was schließlich zum Zusammenbruch der weißen Stellung führte.
Die letzte Runde sollte dann einen sehr versöhnlichen Abschluss für alle bringen: David spielte erneut remis, Madeleine bewies erneut ihre Fuddelkünste und konnte eine eigentlich abermals verlorene Stellung zu einem halben Punkt verwandeln. Jonas verpatzte zwar die Eröffnung, konnte sich jedoch retten, und brachte seinen Gegner, der unter schwerer Zeitnot litt, in ein unangenehmes Endspiel bis hin zur Zugzwangstellung. wodurch er seinen zweiten Tagessieg einfahren konnte.
Nach 5 Runden hatten David und Jonas nun je 3,5 Punkte und landeten in den Top 15 (von 80), Karim(2) und Madeleine (1,5) waren mit dem Turnier verständlicherweise nicht ganz zufrieden. Die Metzner-Brüder Elias und Luis (beide Limburg) holten 2,5 bzw. 2 Punkte, Viktor Pribe (Diez) 2,5 Punkte, dessen Sohn Lukas belegte mit 2,5 Punkten im B-Open einen Mittelplatz. Arne Becker (ebenfalls Limburg), holte ebenfalls in dem B-Open (DWZ<1700), das er „gerade so“ mitspielen durfte, einen herausragenden dritten Platz mit 4/5 Punkten. Das Schach-Open in Gießen hat viel Spaß gemacht. Die Spiellocation war modern ausgestattet, Speisen und Getränke gab es zu fairen Preisen und mit unserem Marburger Quartier hatten wir gute Schlafmöglichkeiten mit weniger als zwanzig Minuten Anreisezeit. Vor allem aber hat die tolle Atmosphäre innerhalb des Brechener Teams + Arne (der auch in Jonas Studentenverbindung untergekommen war) überzeugt. Das Gießener Open kann man insgesamt definitiv weiterempfehlen.
geschrieben von Jonas Weyer